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Schmerzbehandlung bei Tieren

- eine diffizile Herausforderung


Jeder von uns kennt das Gefühl von Schmerzen und hat auch sicherlich schon mal derartig unangenehme Situationen durchlebt. In besonders schlimmen Fällen waren wir dann erleichtert, wenn uns Schmerzmittel Erleichterung brachten.
Doch wie ist das bei unseren Tieren, empfinden sie auch Schmerzen, haben sie ein vermindertes Schmerzempfinden oder fühlen sie genauso wie wir?
Empfinden Hunde, Katzen oder andere Tiere ähnlich oder gibt es gar Tiere die keine
Schmerzen empfinden können? Wäre eine spezielle Behandlung bei vorhandenen Schmerzen sinnvoll oder notwendig und wenn ja mit welchen Mitteln?
Viele Fragen die eine nähere Betrachtung dieses komplexen Themas sinnvoll macht.
 


Haben Tiere ein Schmerzempfinden? 


Definition Schmerz (lat. Dolor)
„Schmerz: Ein unangenehmes Sinnes- oder Gefühlserlebnis, das mit einer tatsächlichen oder potenziellen Gewebeschädigung einhergeht oder einer solchen ähnelt.“ (IASP 2020).
Schmerz ist also eine komplexe Sinneswahrnehmung, welche (im Normalfall) eine
physiologische Signal-/Warnfunktion beinhaltet. Dieses soll dazu führen, dass ein Lebewesen sich dem Auslöser der Schmerzen entzieht bzw. diesen meidet. Das Ziel dabei ist eine Schonung und Erholung herbeizuführen, damit ein effizienter Heilungsprozess erfolgen kann.

Schonung und Erholung – eine wichtige Maßnahme um Schmerzen zu vermeiden


Schmerzentstehung


Schmerz entsteht in den Schmerzrezeptoren (Nozizeptoren). Es handelt sich dabei meist um freie Nervenendigungen, die auf verschiedene Reize reagieren, z.B.:


  • Thermische Reize (Kälte, Hitze)
  • Mechanische Reize (Verletzungen etc.)
  • Chemische Reize (Gifte, Säuren, Entzündungen etc.)

 



 




                                                  Reize, die Schmerzen auslösen        

Schmerzarten und Unterteilungen


In der Literatur werden unterschiedliche Schmerzarten aufgeführt. So gibt es


- den physiologischen Schmerz (z. B. Verletzungen)
- den neuropathischen Schmerz (z. B. Nervenschädigungen)
- den funktionellen Schmerz (z. B. Funktionelle Störung in Teilbereichen des Körpers

Ferner gibt es Unterteilungen


- nach Schmerzdauer (akut – chronisch)
- nach Schmerzqualität
- nach Schmerzlokalisation
- nach Organsystem
- nach Schmerzursache
- nach Schmerzumstände
- nach Schmerzauslösung
- nach Reizlokalisation


Im Rahmen einer nachhaltigen Behandlungsstrategie ist es wichtig die o. a. Punkte zu berücksichtigen um eine geeignete Therapie einzuleiten.


Schmerzempfinden bei Tieren


Bis in den 1980er Jahren wurde ein mögliches Schmerzempfinden bei Tieren kontrovers diskutiert und teilweise abgestritten. So wurde amerikanischen Veterinärstudenten vor 1989 noch gelehrt, dass Tiere keine Schmerzen empfinden können. Diese Ansicht basierte auf der Annahme, dass Tiere kein Bewusstsein haben und daher auch über kein Schmerzempfinden verfügen können.


 Erst ab den 1990er Jahren wurde durchgängig anerkannt, 

dass Tiere ein Schmerzempfinden besitzen

Die Fähigkeit, ob ein Tier Schmerzen empfinden kann ist sicherlich nicht direkt (wie bei Menschen) bestimmbar. Dennoch kann indirekt, über verhaltensbezogene und physiologische Reaktionen abgeleitet werden ob ein Schmerzempfinden vorhanden ist oder nicht.

Derartige Reaktionen können sein:

 

  • Das Tier besitzt ein geeignetes Nervensystem und Sinnesrezeptoren, aufgrund von schädlichen Reizen entstehen physiologische Veränderungen
  • Das Tier zeigt schützende motorische Reaktionen (Schonhaltungen, verminderter Gebrauch betroffener Körperteile, z. B. Hinken)
  • Abwägungsverhalten zwischen Reizvermeidung und anderen Bedürfnissen
  • Reizvermeidung aufgrund von Lernprozessen
  • Nach Schmerzerfahrung gezeigtes Angst- und Fluchtverhalten (was zuvor nicht vorhanden war)
  • Lautäußerungen wie Schreien, Zittern oder apathisches Verhalten (z. B. Katzen können bei Schmerzen auch vermehrt schnurren)
 Hinken beim Laufen, offensichtliche Schonhaltungen und plötzliche Lautäußerungen können ein Hinweis für bestehende Schmerzen sein (Bildnachweis v. links nach rechts: A. Reis, Pixelio.de/pixabay/Karina Sturm, pixelio.de)


Zusammenfassend resümiert Prof. Dr. Manfred Zimmermann Mediziner und Forscher (1986):
„Als Schmerzempfinden von Tieren kann ein aversives (ablehnendes) Sinneserlebnis bezeichnet werden, das durch tatsächliche oder drohende Verletzung ausgelöst wird, motorische und vegetative Schutzreaktionen hervorruft, zu erlernter Vermeidung führt und möglicherweise artspezifisches Verhalten ändert, einschließlich das Sozialverhalten.“
Wolfgang Nentwig, Ökologe und Forscher (Universität Bern) fasst das Thema in einen Satz zusammen „Alle Tiere, die über ein zentrales Nervensystem verfügen, sind in der Lage Schmerz zu empfinden, neben Wirbeltieren also auch Arthropoden und Weichtiere“
Heute ist die Fähigkeit von Schmerzempfinden bei Tieren wohl unumstritten und ein fester Behandlungsbestandteil in der Veterinärmedizin.


Schmerzdiagnose


Da Schmerzen in erheblichen Maßen das Allgemeinbefinden beeinträchtigen, die Lebensfreude und Lebensqualität reduzieren und auch das Zusammenleben mit unseren Tieren verschlechtern sollte eine individuell ausgerichtete Behandlung
erfolgen.
 

Schmerzen reduzieren Lebensfreude und -qualität


Um eine effiziente Therapie entwickeln zu können ist eine umfassende Anamnese und möglichst genaue Diagnose erforderlich. Dabei sollte die vermeintliche Ursache der Schmerzen ermittelt werden, was aber leider nicht in jedem Fall möglich ist. Auf jeden Fall sind ein ausführliches Gespräch und ein detaillierter Informationsaustausch mit dem Tierhalter erforderlich um eine gezielte Behandlung einzuleiten.
Dabei muss sich der Tiermediziner auf Beobachtungen und Einschätzungen des Tierhalters verlassen, was je nach Tierart jedoch problematisch sein kann.

Das ausführliche Gespräch mit dem Tierhalter – Voraussetzung für eine erfolgreiche Behandlung


So zeigen manche Tiere erst sehr spät, dass sie erkrankt sind und Schmerzen haben.
Hunde beispielsweise wollen ihrer Bezugsperson „gefallen“, Erkrankungen und Schmerzen werden daher meist erst im fortgeschrittenen Stadium wahrgenommen.
Katzen ziehen sich bei Erkrankungen und Schmerzen meist zurück, was aber bei älteren Katzen mit ohnehin vielen Schlafphasen schwierig zu beurteilen. Manche Katzen schnurren intensiv bei Schmerzen, was ebenfalls zu Fehlinterpretationen führen kann.


Hunde zeigen oftmals nicht, dass sie Schmerzen haben, Katzen ziehen sich bei Schmerzen oft zurück


Tiere die in einer Sippe leben wie z. B. Meerschweinchen zeigen auch sehr spät, dass sie erkrankt sind und Schmerzen haben, da kranke Tiere aus der Sippe ausgeschlossen werden, was natürlich vermieden werden soll.


Tiere die in größeren Gruppen leben zeigen Erkrankungen und Schmerzen oftmals 

erst sehr spät um nicht ausgeschlossen zu werden (Bildnachweis: pixabay)


Erkrankungen und Schmerzen, welche sich erst langsam im Zeitverlauf entwickeln
sind ebenfalls schwierig wahrzunehmen, da hier gewöhnungsbedingte Aspekte hinzukommen.


Die nachfolgend aufgeführten Anzeichen könnten Hinweise dafür geben, dass Ihr Tier Schmerzen hat:


- Erhöhte Aggressivität, aggressives Verhalten
- Ausgeprägte Angstzustände
- Reduzierte Stressresistenz
- Ungewöhnlich ruhiges Verhalten
- Weniger Freude/Zuneigung gegenüber dem Besitzer zeigen
- Abgeschiedenheit
- Schreien, Wimmern, Jammern oder Knurren ohne ersichtlichen Grund
- Lethargie und Apathie
- Vernachlässigung der Fellpflege
- Übermäßiges oder gar kein Putzen
- „Missgeschicke“ außerhalb des Katzenklos
- Appetitlosigkeit
- Vereinsamung und verminderter Spieltrieb
- Ungewöhnliche Körperhaltung (z. B. kauern)


Plötzlich aggressives Verhalten, Angstzustände, ausgeprägtes Ruheverhalten…

(Bildnachweis: pixabay)

… Lautäußerungen ohne ersichtlichen Grund, übermäßiges Putzen oder kauernde Körperhaltungen können Anzeichen für Schmerzen sein (Bildnachweis: pixabay)

Vorgehensweisen einer Schmerzbehandlung


Die Möglichkeiten einer Schmerzbehandlung umfasst grundsätzlich drei Vorgehensweisen. Dabei unterscheiden sich teilweise Schulmedizin von naturmedizinischen Behandlungsmethoden erheblich, insbesondere hinsichtlich Wirkungsweise, Art des Therapieansatzes, Verträglichkeit, Nebenwirkungen etc.

a) Kausaltherapie

Wenn eine (oder mehrere) Ursache dem Schmerz zugeordnet werden konnte ist eine
kausale (ursächliche) Behandlung möglich. Durch die Beseitigung der schmerzauslösenden Ursache (Erkrankung) wird der Schmerz beseitigt
(z. B. Ruhigstellung bei einer Fraktur, Antibiotikaeinsatz bei schmerzhaften Entzündungen etc.).


b) Symptomatische Therapie

Diese Therapieform zielt lediglich auf das Symptom „Schmerz“, alle Maßnahmen dienen ausschließlich zur Linderung der Schmerzsymptomatik. In der Regel werden schulmedizinisch die u. a. Schmerzmittel eingesetzt (teilweise andere Produktnamen, jedoch mit den gleichen Wirkstoffen)


  • Metacam/Meloxidyl mit dem Wirkstoff Meloxicam
  • Novalgin/Vetalgin mit dem Wirkstoff Metamizol
  • Onsior mit dem Wirkstoff Robenacoxib

Klassische und von der Schulmedizin häufig eingesetzte Schmerzmittel

mit hohem Nebenwirkungspotential

Zu Bedenken ist die Tatsache, dass die o. a. Schmerzmittel (alle verschreibungs-pflichtig) teilweise erhebliche und bedenkliche Nebenwirkungen haben.
Neben Magen- und Darmproblemen werden Leber und Nieren sehr stark belastet.
Zu den häufig zu beobachtenden Nebenwirkungen gehören auch:
Appetitlosigkeit, blutiges Erbrechen, Diarrhö, Blutungen im Magen-Darm-Trakt, Apathie, Nierenversagen, erhöhte Leberwerte, Schädigung der Magen-Darm-Schleimhäute, Müdigkeit oder Sedation, Unruhe, Krämpfe, starkes Speicheln.

Andere, für Menschen zugelassene Schmerzmittel, wie z. B. Paracetamol, Ibuprofen, Diclofenac, Acetylsalicylsäure sind für Tiere ungeeignet und wirken auf tierische Organismen hochtoxisch, sie dürfen unter keinen Umständen Tieren verabreicht werden.

Tödliche Gefahr: Schmerzmittel für den menschlichen Gebrauch 

dürfen Tieren niemals gegeben werden


c) Ganzheitlich-orientierte, naturmedizinische Therapie


Eine ganzheitlich-orientierte, naturmedizinische Therapie verbindet die beiden o. a. Therapiearten und zielt dabei primär auf die Erhaltung einer guten und akzeptablen Lebensqualität.
Neben Maßnahmen zur Verbesserung des Allgemeinzustandes werden auch das Immunsystem und die Vitalfunktionen gestärkt und stabilisiert, da sie die Basis für ein gutes Wohlbefinden darstellen.

Parallel erfolgt eine Behandlung der Erkrankungs- bzw. Schmerzursache sowie gegen die Schmerzen auf symptomatischer Basis.
Die dabei eingesetzten Mittel und Maßnahmen sind i.d.R. nebenwirkungsfrei und belasten den Organismus nicht.
Bei chronischen Erkrankungen (mit dauerhafter Schmerzbildung) müssen Analgetika fortlaufend gegeben werden, damit es zu keiner Reduzierung der Lebensqualität kommt.

Naturmedizinische Mittel zur Schmerzreduktion können langfristig oder auch dauerhaft gegeben werden, da sie nebenwirkungsfrei sind.
Sehr wirkungsvoll haben sich kombinierte Therapien (Kombination z. B. aus Phytotherapie, TCM, Homöopathie, Mykotherapie u. a.) erwiesen, da die Erkrankung bzw. Symptome aus verschiedenen Richtungen angegangen werden, was oftmals schneller, effektiver und nachhaltiger ist.

 

Kombinierte Therapiearten – effektiv und wirkungsvoll


Bei der Schmerzbehandlung sind z. B. Kombinationen, bestehend aus TCM-Medikamenten, CBD-Öl und hom. Mitteln sehr effektiv und für den Organismus nicht belastend.
Aber auch der Einsatz von Lasertechnologie oder Magnetfeldtherapie können fallbezogen und ergänzend in das Therapiekonzept einfließen.
Ganzheitlich bedeutet aber auch, dass jegliche, bereits vorhandenen, Belastungen
(z. B. durch Schadstoffe/Toxine) aus dem Organismus entfernt werden, damit der
Körper seiner eigentlichen Aufgabe (Bekämpfung der Erkrankung) besser nachkommen kann. Dieses kann beispielsweise belastungsfrei durch Einsatz der Phyto- oder Mykotherapie erfolgen.
Abschließend sind ggf. Änderungen im Futtermanagement erforderlich, da nicht alle
angebotenen Futtermittel geeignet und belastungsfrei sind.
Auch sind u. U. Zusätze zum Futter sinnvoll um spezielle Funktionsbereiche im Körper anzuregen oder Mangelzustände auszugleichen.
Die einzelnen Maßnahmen und Behandlungsschritte werden in einem individuellen Therapiekonzept zusammengestellt, dokumentiert und dem Tierhalter vorgestellt, der dann letztendlich die Entscheidung hinsichtlich der künftigen Behandlung treffen muss.

Die vier Säulen einer ganzheitlich-orientierten naturmedizinischen Behandlung


Fazit


Abschließend bleibt festzuhalten, dass Tiere sehr wohl Schmerzen haben können. Diese sollten schonend und belastungsfrei, möglichst frühzeitig behandelt werden, da ansonsten die Lebensfreude und Lebensqualität massiv eingeschränkt werden.
Am geeignetsten erscheint hier das ganzheitlich-orientierte, naturmedizinische Therapiekonzept, was den gesamten Organismus betrachtet und belastungsfreie Maßnahmen einsetzt.
Ein erfahrener Therapeut wird aus dem breiten Spektrum der bestehenden Möglichkeiten ein individuelles Konzept erstellen, was Ihrem Tier nachhaltig helfen wird.
Natürlich ist jeder Fall anders, jede Erkrankung speziell, auch der Fortschritt der Erkrankung beeinflusst den Erfolg der Behandlung, aber es ist sicherlich den Versuch wert Ihrem Tier zu helfen; diesem wird jeder zustimmen der selbst mal Schmerzen ertragen musste.
Wenn Sie zu diesem Thema Fragen haben, oder eine Behandlung erwägen können Sie uns gerne ansprechen, wir werden alles tun um Ihrem Tier zu helfen.

 


Ihre Tierheilpraxis Materia Medica

 

Kontakt:   

Tierheilpraxis Materia Medica

Thomas Freund

Tierheilpraktiker

 

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Um Wartezeiten zu vermeiden bitten wir um eine telefonische Terminabsprache.

 

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